Originaltitel: A Five-Minute Life
Autorin: Emma Scott
Bewertung: 4/5
Danke an NetGalley und LYX für das digitale Rezensionsexemplar dieses Buches.
Thea leidet unter einer dramatischen Form der Amnesie. Sie hat fünf Minuten, bevor ihr Kurzzeitgedächtnis wieder gelöscht wird. Für alle außer Jim Whelan ist sie ein hoffnungsloser Fall. Allein Jim erkennt, dass ihre seltsamen Kunstwerke aus Wortketten ein Hilferuf sind. Trotz aller Widrigkeiten entsteht zwischen ihm und Thea eine tiefe Verbindung. Als sich eine neue riskante Behandlungsmöglichkeit auftut, könnte dies eine Chance für ihre scheinbar unmögliche Liebe sein - oder aber ihr Ende bedeuten ...
Emma Scott - ähnlich wie Brittainy C. Cherry - ist derzeit das Aushängeschild des deutschen Verlags LYX. Ihre Romane enthalten alles, was man sich für romantische oder auch New Adult Werke wünscht. Und es verlangt nach vielen Taschentüchern, so viel ist sicher. Ich bin Hypes gegenüber immer eher skeptisch, aber was diese beiden Autorinnen angeht, stimme ich der Mehrheit zu: Sie schreiben unfassbar gut; ihre Geschichten sind unglaublich fesselnd, emotional und wunderbar.
Die Kurzbeschreibung erinnert stark an 50 erste Dates, oder? Das kam mir zuerst in den Sinn. Aber ich war gespannt, was eine Autorin aus einem Fünfminuten-Gedächtnis schaffen würde, ob es mich langweilen würde, ob ich vielleicht nicht geduldig als Leserin reagieren würde, nicht so geduldig wie der Protagonist Jim. Und ja, ich glaube, ich hätte zur Ungeduld geneigt, aber Emma Scott versteht ihr Werk und hat es erst gar nicht dazu kommen lassen. Nein, man liest nicht dieselben fünf Minuten, die Jim und Thea durchleiden, immer und immer wieder. Die fünf Minuten sind immer anders gestaltet, immer so, dass man unglaubliches Mitgefühl für die beiden empfindet, aber auch hoffnungsvoll, weil man Jims Wünsche und seine Bedenken komplett versteht und sogar teilweise vor ihm erpäht.
Die Geschichte ist in drei Teile eingeteilt und behandelt somit verschiedene Zeiten und Phasen in Theas Krankheitsverlauf. Das berührt einen als Leser sehr, jedoch muss ich anmerken, dass mir der Schluss des ersten Teils viel zu plötzlich geschah. Es ging Schlag auf Schlag, das wirkte für mich nicht mehr allzu realistisch und deshalb gibt es meinerseits ein kleines Minus, unabhängig davon, dass man die Hoffnung spürt und man Jim und Thea genau die Chance wünscht, die sich hier im ersten Teil der Geschichte auftut.
Medizinisch gesehen finde ich Theas Geschichte total faszinierend, ebenso dass sie auf einem wahren Fall beruht. Und gut und wichtig finde ich auch wie Emma Scott unterschwellig auf das Pflegeproblem (wahrscheinlich weltweit) aufmerksam macht - wie wenig Personal eigentlich vorhanden ist und wie viel Arbeit auf ihren Schultern lastet, wie viel Herzblut trotz allem in ihre Pflegearbeit fließt. Das hat die Autorin gut hinbekommen, auch wenn es nicht ständig präsent ist oder in so vielen Worten beschrieben wird. Das Blue Ridge, die Einrichtung in der Thea sich nach ihrem Unfall befindet, in der sie lebt, hat mir als Ort äußerst gut gefallen. Trotz des Vorfalls im ersten Teil der Geschichte - der ebenfalls sehr vorhersehbar war und irgendwie nichts zur Handlung beigetragen hat, später auch nicht mehr thematisiert wurde - wirkte das Blue Ridge so familiär und überhaupt nicht klinisch.
Eigentlich muss man zu Büchern, wie denen von Emma Scott, gar nicht viel sagen, wenn man sie rezensiert. Ich denke, die Fangemeinde ist bereits so groß, dass Rezensionen hierbei gar nicht mehr viel helfen. Aber die Faszination, das Interesse und die Liebe zu Büchern wie auch Between Your Words kann so ausgedrückt werden. Romantiker werden ihre reine Freude an diesem Buch haben, New Adult Fans werden nicht enttäuscht und ich denke, vor allem Between Your Words schafft einen guten Bogen zwischen New Adult und "herkömmlichem" Liebesroman. Eine genaue Definition ist aber gar nicht nötig, es ist eben Emma Scott. Ein weiterer wunderschönes Buch von ihr.
